Soziologie im Tram
Ich pendle, also bin ich? Rücke ich mich damit in die Nähe des Frittibänz, der sich ab und zu auch mal Bänz Friedli nennt? Ich hoffe nicht. Zu gut kann ich mich noch daran erinnern, wie er als "politisches Naturtalent" für die - so glaube ich mich zu entsinnen - Freie Liste kandidierte. Für politische Novizen: Das ist so ein politisches Grüppchen, das dermassen nahe an der FDP stand, die damals rechts von der SVP politisierte, dass die Grenzen nach Rechts unbegrenzt offen standen.
Damals also, und hier erinnere ich mich gut, wurde der Frittibänz von den Berner Lokalmedien nach seinem Lieblingsgetränk befragt. Und ohne Umschweife liess er uns in die Abgründe seiner bürgerlichen Psyche blicken und nannte "Champagner" als seinen favorisierten Durstlöscher. Wie gesagt: Deshalb, aber nicht nur deshalb, wünsche ich mir, nicht in seine Nähe gerückt zu werden. Auch wenn ich pendle.
Und dieses Pendeln ist für mich immer wieder Anlass zum Staunen. Seit Jahren schon steige ich regelmässig ins 13er-Tram in Zürich. Da bin ich nicht alleine. Denn zwei Millionen KV-Stiftinnen und Stifte - ihr wisst schon: Das sind jene, die auch bei -39 Grad bauchfrei rumlaufen oder, so sie einen Schniedelwutz haben, die Hose in den Kniekehlen rumhängen lassen - diese zwei Millionen StiftInnen also wollen meist zur gleichen Zeit ins Tram einsteigen wie ich. Was mir Raum für soziologische Studien lässt.
Denn häufig läuft zuerst mal der 4er in der Station ein. Durch ein leichtes Drehen des Kopfes kann man dann erkennen, dass 132 Meter hinter dem 4er der 13er auf seine Chance wartet, ebenfalls in die Haltestelle einzulaufen.
Die KV-StiftInnen jedoch wollen alle in den 4er. Und alle gleichzeitig. Und obwohl das Tram acht Eingänge hat, versuchen diese Azubis von Gottes Gnaden, sich allesamt durch ein- und denselben Eingang in das blauweisse Rollmaterial zu zwängen.
Theoretisch wäre das ja möglich. Nur: Die ersten drei Stiftinnen, diejenigen mit den dicken Rucksäcken, welche sie den sitzenden Passagieren unbarmherzig ins Gesicht drücken, weigern sich, auch nur einen Meter in Richtung Gang zu watscheln. Was dazu führt, dass die anderen KV-ler nun grösste Mühe haben, sich ins Tram zu quetschen.
Dieses Schauspiel dauert immer ein Weilchen. Alle Tramtüren sind verschlossen und verriegelt, der Blinker gestellt, aber an der hintersten Türe hängen noch immer Köpfe und Arme und Beine und Ärsche raus, so dass die Türe weder schliessen noch das Tram abfahren kann.
Es eröffnen sich Möglichkeiten zur Körperstudie wie man sie in den Körperwelten-Ausstellungen nicht schöner haben kann. Mitunter kann es vorkommen, dass ein Rucksack zu Boden purzelt und das Tram abfährt und man beim Vorbeifahren des Trams ein entsetztes Gesicht sieht, das an die Scheibe gedrückt ist und bittere Tränchen übers Glas purzeln lässt.
Kaum sind die KV-Sardinen weg, läuft endlich der 13er ein. Man ist beinahe allein an der Haltestelle, kann getrost einsteigen, findet einen Sitzplatz und kann in aller Ruhe eine Frittibänzbefreite Zeitung lesen, sofern man nicht über die Psyche der KV-ler sinnieren will.
Damals also, und hier erinnere ich mich gut, wurde der Frittibänz von den Berner Lokalmedien nach seinem Lieblingsgetränk befragt. Und ohne Umschweife liess er uns in die Abgründe seiner bürgerlichen Psyche blicken und nannte "Champagner" als seinen favorisierten Durstlöscher. Wie gesagt: Deshalb, aber nicht nur deshalb, wünsche ich mir, nicht in seine Nähe gerückt zu werden. Auch wenn ich pendle.
Und dieses Pendeln ist für mich immer wieder Anlass zum Staunen. Seit Jahren schon steige ich regelmässig ins 13er-Tram in Zürich. Da bin ich nicht alleine. Denn zwei Millionen KV-Stiftinnen und Stifte - ihr wisst schon: Das sind jene, die auch bei -39 Grad bauchfrei rumlaufen oder, so sie einen Schniedelwutz haben, die Hose in den Kniekehlen rumhängen lassen - diese zwei Millionen StiftInnen also wollen meist zur gleichen Zeit ins Tram einsteigen wie ich. Was mir Raum für soziologische Studien lässt.
Denn häufig läuft zuerst mal der 4er in der Station ein. Durch ein leichtes Drehen des Kopfes kann man dann erkennen, dass 132 Meter hinter dem 4er der 13er auf seine Chance wartet, ebenfalls in die Haltestelle einzulaufen.
Die KV-StiftInnen jedoch wollen alle in den 4er. Und alle gleichzeitig. Und obwohl das Tram acht Eingänge hat, versuchen diese Azubis von Gottes Gnaden, sich allesamt durch ein- und denselben Eingang in das blauweisse Rollmaterial zu zwängen.
Theoretisch wäre das ja möglich. Nur: Die ersten drei Stiftinnen, diejenigen mit den dicken Rucksäcken, welche sie den sitzenden Passagieren unbarmherzig ins Gesicht drücken, weigern sich, auch nur einen Meter in Richtung Gang zu watscheln. Was dazu führt, dass die anderen KV-ler nun grösste Mühe haben, sich ins Tram zu quetschen.
Dieses Schauspiel dauert immer ein Weilchen. Alle Tramtüren sind verschlossen und verriegelt, der Blinker gestellt, aber an der hintersten Türe hängen noch immer Köpfe und Arme und Beine und Ärsche raus, so dass die Türe weder schliessen noch das Tram abfahren kann.
Es eröffnen sich Möglichkeiten zur Körperstudie wie man sie in den Körperwelten-Ausstellungen nicht schöner haben kann. Mitunter kann es vorkommen, dass ein Rucksack zu Boden purzelt und das Tram abfährt und man beim Vorbeifahren des Trams ein entsetztes Gesicht sieht, das an die Scheibe gedrückt ist und bittere Tränchen übers Glas purzeln lässt.
Kaum sind die KV-Sardinen weg, läuft endlich der 13er ein. Man ist beinahe allein an der Haltestelle, kann getrost einsteigen, findet einen Sitzplatz und kann in aller Ruhe eine Frittibänzbefreite Zeitung lesen, sofern man nicht über die Psyche der KV-ler sinnieren will.