Tuesday, January 23, 2007

Soziologie im Tram

Ich pendle, also bin ich? Rücke ich mich damit in die Nähe des Frittibänz, der sich ab und zu auch mal Bänz Friedli nennt? Ich hoffe nicht. Zu gut kann ich mich noch daran erinnern, wie er als "politisches Naturtalent" für die - so glaube ich mich zu entsinnen - Freie Liste kandidierte. Für politische Novizen: Das ist so ein politisches Grüppchen, das dermassen nahe an der FDP stand, die damals rechts von der SVP politisierte, dass die Grenzen nach Rechts unbegrenzt offen standen.

Damals also, und hier erinnere ich mich gut, wurde der Frittibänz von den Berner Lokalmedien nach seinem Lieblingsgetränk befragt. Und ohne Umschweife liess er uns in die Abgründe seiner bürgerlichen Psyche blicken und nannte "Champagner" als seinen favorisierten Durstlöscher. Wie gesagt: Deshalb, aber nicht nur deshalb, wünsche ich mir, nicht in seine Nähe gerückt zu werden. Auch wenn ich pendle.

Und dieses Pendeln ist für mich immer wieder Anlass zum Staunen. Seit Jahren schon steige ich regelmässig ins 13er-Tram in Zürich. Da bin ich nicht alleine. Denn zwei Millionen KV-Stiftinnen und Stifte - ihr wisst schon: Das sind jene, die auch bei -39 Grad bauchfrei rumlaufen oder, so sie einen Schniedelwutz haben, die Hose in den Kniekehlen rumhängen lassen - diese zwei Millionen StiftInnen also wollen meist zur gleichen Zeit ins Tram einsteigen wie ich. Was mir Raum für soziologische Studien lässt.

Denn häufig läuft zuerst mal der 4er in der Station ein. Durch ein leichtes Drehen des Kopfes kann man dann erkennen, dass 132 Meter hinter dem 4er der 13er auf seine Chance wartet, ebenfalls in die Haltestelle einzulaufen.

Die KV-StiftInnen jedoch wollen alle in den 4er. Und alle gleichzeitig. Und obwohl das Tram acht Eingänge hat, versuchen diese Azubis von Gottes Gnaden, sich allesamt durch ein- und denselben Eingang in das blauweisse Rollmaterial zu zwängen.

Theoretisch wäre das ja möglich. Nur: Die ersten drei Stiftinnen, diejenigen mit den dicken Rucksäcken, welche sie den sitzenden Passagieren unbarmherzig ins Gesicht drücken, weigern sich, auch nur einen Meter in Richtung Gang zu watscheln. Was dazu führt, dass die anderen KV-ler nun grösste Mühe haben, sich ins Tram zu quetschen.

Dieses Schauspiel dauert immer ein Weilchen. Alle Tramtüren sind verschlossen und verriegelt, der Blinker gestellt, aber an der hintersten Türe hängen noch immer Köpfe und Arme und Beine und Ärsche raus, so dass die Türe weder schliessen noch das Tram abfahren kann.

Es eröffnen sich Möglichkeiten zur Körperstudie wie man sie in den Körperwelten-Ausstellungen nicht schöner haben kann. Mitunter kann es vorkommen, dass ein Rucksack zu Boden purzelt und das Tram abfährt und man beim Vorbeifahren des Trams ein entsetztes Gesicht sieht, das an die Scheibe gedrückt ist und bittere Tränchen übers Glas purzeln lässt.

Kaum sind die KV-Sardinen weg, läuft endlich der 13er ein. Man ist beinahe allein an der Haltestelle, kann getrost einsteigen, findet einen Sitzplatz und kann in aller Ruhe eine Frittibänzbefreite Zeitung lesen, sofern man nicht über die Psyche der KV-ler sinnieren will.

Saturday, January 06, 2007

Spanisch in 14 Tagen

Argentinien ruft - und ich eile. Respektive: Ich werde eilen. Beziehungsweise und Hand aufs Herz: Dass ich 19 Stunden hinfliegen muss und anschliessend wieder 19 Stunden zurück stinkt mir gewaltig, aber ich werde dafür drei Tage in Argentinien sein mit einer Wagenladung an Aufgaben, die zu erledigen sind.

Das Volk in Argentinien spricht Spanisch. Sagt mir Wikipedia. Ich spreche kein Spanisch. Sagt mir mein Wissen. Will ich also meine Aufgaben erledigen, muss ich mir zumindest auf Spanisch einen Kaffee bestellen können. Das ist die Grundüberlebenswortschatzausstattung jedes Reisenden auf dieser Welt.

In der Schule war ich - unumwunden gebe ich dies zu - in Sachen Fremdsprachen ein fauler Sack. Nur Englisch interessierte mich - schliesslich waren die Comics in dieser Sprache spannender als "Fix und Foxi" oder "Primo".

Heute jedoch lerne ich gerne. Auch Sprachen. Und ich gebe zu: Ich lerne schnell (auch wenn die Sprachen sich nach Gebrauch in meinem Gedächtnis verflüchtigen). Also hab ich mir ein Standardwerk gekauft (Spanisch in 30 Tagen), mir einen Stundenplan zurechtgewerkelt (7*2 Stunden abends und 2*1 Stunde in pro Woche in der Badewanne) und selbstverständlich die Lektionen gleich auch noch auf meinen MP3-Player gebeamt, auf dass das Spanische beim Pendeln mein Hirn infiltriere.

Nur: Das war zuviel des Guten für meinen geliebten MP3-Player.

Als Mann der kurzen Entschlüsse (jaja, ich weiss: Hier könnte man auch von Kurzschlüssen unken) guckte ich schnell ins Internet, sah mir ein Paar MP3-Player an, hastete in den nächsten Laden und leistete mir ein solches Teil. Eines von Sony. 2 Gigabyte. Sonderangebot.

Sony selbst bezeichnet das Gerät als "MP3-Walkman". Im Laden lag es bei den MP3-Playern. Nur: Dieses Designte Scheiss-Stück spielt keine MP3-Dateien ab. Klar, dass ich das erst bemerkte, als ich es ausgepackt und an meinen Laptop angeschlossen hatte.

Nur unter Windows lässt sich eine Sony-Software benutzen, mit der ich bestehende Sound-Dateien in irgend ein proprietäres Format umwandeln kann. Da ich aber ein vernünftiger Mensch bin und Linux benutze, kann ich mit diesem merkwürdigen Sony-Teil nichts anfangen.

Mittlerweilen hab ich mir für einen Viertel des Preises, den Sony mir für seinen "NW-E005" abknöpfte, einen neuen Player gekauft. Und musste mit Enttäuschung feststellen, dass auf meinem Spanisch-Kurs die Worte nicht zu finden sind, die ich bräuchte, um Sony's Politik adäquat zu beschreiben.